Amateurfunk Lüneburg
DARC Ortsverband Lüneburg (E05)

Katastrophenschutzübung

Notfunk im Einsatz mit Bundeswehr und Feuerwehr

 

Katastrophenschutzübung „Rauher Herbst“ 2016

 

Auszeichung DC9DW und TeamEine Katastrophenschutzübung ist immer eine Herausforderung, zumal wir bisher wenig Erfahrung im Umgang mit schwierigen Situationen hatten. Das wollten die Funkamateure aus Lüneburg (E05) ändern. So hatte vor 2 Jahren Werner (DC9DW) die Idee, uns auf neue Aufgaben vorzubereiten. Und das stellte sich als hervorragende Idee heraus.

In 2015 planten und führten wir eine erste interne Übung mit Funkgeräten, PC, Laptops und Modems zur Kommunikation per Sprechfunk und digitaler Nachrichtenübertragung durch. Dazu fuhren einige OMs an der Elbe verschiedene Stellen an und übten sich in der Kommunikation zur Lüneburger Leitstelle (Clubstation). Wie sich da schon herausstellte, klappte die Kommunikation auf 2m und auf Kurzwelle.

Nachrichten und Bilder konnten mühelos per Funk an E-Mailadressen übertragen werden auch die direkte Übertragung der Nachrichten und Bilder per Winlink, MixW und ähnlicher Software funktionierte reibungslos. Funktioniert das auch unter Stress und unter anderen Rahmenbedingungen? Das wollten wir dann doch genauer wissen. Zur Vorbereitung auf ein mögliches aber auch realistisches Katastrophenszenario fanden weitergehende Vorbereitungen statt.

Über Tom (DG2TS), der zugleich auch im Kreisverbindungskommando der Bundeswehr (KVK) engagiert ist, kam dann die Verbindung zur Einsatzstelle der Bundeswehr in Lüneburg zustande. Der Landkreis plante für den Oktober 2016 eine größere Notfallübung. Unsere Idee, sich mit dem KVK und der Feuerwehr und Polizei zusammenzuschließen wurde erstmalig aufgegriffen und Mitte 2016 beschlossen. Das KVK unterstützt den Katastrophenstab des Landkreises und der Feuerwehr im Rahmen der zivilmilitärischen Zusammenarbeit (ZMZ).Katastrophenschutz Einsatzkarte

Nun wurde es ernst. Wir haben weitere Pläne zum Funkbetrieb aufgestellt und geübt uns bei Kommunikationsverbindungen auf das Wesentliche zu beschränken, für uns kommunikativen Amateure, die sich täglich auf den Funkfrequenzen treffen um Klönschnack zu halten, eine neue Situation. Dazu übten wir die Kommunikation mit Funkbestätigung und extremer Disziplin auf den zu arbeitenden Frequenzen. Das funktionierte dank der Einsicht zur Notwendigkeit aller beteiligten Funkamateure ausgezeichnet. Schließlich hatten wir erste Übungen durchgeführt und dank intensiver Nachbereitung weitere Unklarheiten aus dem Weg geräumt. Die Clubstation wurde zur Operationszentrale (OPZ E05) mit mehreren Funkgeräten ausgestattet.

2 Wochen vor der Übung machten wir uns mit dem Lesen von Karten und der Ermittlung von Koordinatenpunkten nach dem UTM-System vertraut. Somit waren wir in der Lage, uns an strategischen Punkten zu positionieren zu denen wir über die Leistelle nur die Koordinaten bekamen. Eine APP (UTM Einsatzkarte) unterstützte die exakte Positionsbestimmung, sofern die Nutzung dieser im Einsatz erlaubt war. Aus den bisherigen Einsätzen erwies sich als sinnvoll, eine feste Kommunikationsfrequenz zwischen dem KVK und den Funkamateuren zu bestimmen und weitere Kommunikationsfrequenzen – auch Relaisfrequenzen – miteinander abzustimmen. Letztere dienten der internen Kommunikation unter den Außenteams.

Am Freitag, dem 21.10.2016 sendete Werner (DC9DW) pünktlich um 08.00 Uhr eine Morgenmeldung an das KVK ab. Unsere Einsatzbereitschaft wurde übermittelt. Die Aufträge der Bundeswehrunterstützungsstelle wurden in der Amateurfunkleitstelle gebündelt und an die mobilen Stationen gezielt weitergeleitet. So konnten die Außenteams mit neuen Aufträgen in Marsch gesetzt werden. Umgekehrt wurden die Nachrichten der Außenteams durch die Amateurfunkleitstelle an die Bundewehr/Feuerwehrleitstelle per Funk und Mail zurück übermittelt.

 

DC9DW im Einsatz - Koordination der mobilen FunkamateureUm im Fall von Störungen schnell und gezielt auf andere Frequenzen wechseln zu können ohne diese zu nennen, wurden im Vorwege  eine Liste mit Frequenzen die mit Alpha, Bravo, Charlie usw. benannt waren allen teilnehmenden Funkamateuren auf Papier mitgegeben. Mit der Lagemeldung von der Leitstelle der Feuerwehr, die uns durch das KVK weitergeleitet wurde, bekamen wir Informationen über z.B. Straßensperrungen, Hochwasserentwicklung, Stromausfälle und das zu erwartende Wetter. So wurde der Amateurfunkleitstelle mitgeteilt, dass bestimmte Straßen gesperrt seien, Bereiche im Landkreis nicht befahrbar seien. Mit diesen Meldungen wurde in unsere Leitstelle eine Lagekarte geführt, auf dieser wurden mittels Magnet-Markern gekennzeichnet, wo sich unsere Außenteams befanden, welche Wege oder Straßen gesperrt waren oder wo es andere Gefahren gab. So konnten wir auf einen Blick sehen, wo sich unsere Außenteams befanden und welche Wege zu ihren Einsatzstellen nutzbar waren.

Während die einzelnen Teilnehmer der Übung auf der Anreise zu ihren jeweiligen Einsätzen unterwegs waren, kam es vor, dass durch Änderungen der Lage sich auch der Auftrag eines Außenteams änderte. Die Änderungen wurden durch das KVK an unsere E05-Leitstelle weitergegeben, die sie dann per Funk an die Außenteams weiter gab. So mussten wir uns konzentriert auf immer wieder neue Situationen einstellen und den Funkverkehr aufmerksam verfolgen. Die Aufgaben beinhalteten auch, dass unter anderem Treffen mit Posten der Bundeswehr zustande kommen sollten. Dies wurde mit Fotos dokumentiert und per Funk über RMS-Express oder wenn Netz verfügbar war, direkt per E-Mail an die E05-Leitstelle und von dort aus an die Leitstelle des KVK weitergeleitet. Die Fotos der aktuellen Lage vor Ort halfen der Leitstelle des KVK, einen Eindruck über die aktuelle Lage zu erhalten. Die Fotos dienten auch der Meldung und Sicherstellung, dass z.B. schweres Gerät über Brücken transportierbar sei. So ergab es sich, dass gleich mehrere Busse einen strategischen Ort anfahren sollten und sichergestellt werden musste, dass eine bestimmte Strecke befahrbar ist.

Nicht schlecht haben die Offiziere der Bundeswehr gestaunt, wie reibungslos und vor allem wie schnell die Lüneburger Funkamateure verlässliche Daten übermitteln konnten. „Es übertraf unsere Erwartungen“ bestätigten im Nachhinein die leitenden Offiziere. Unsere erste Zusammenarbeit mit staatlichen Kräften, die bereits Katastrophenerfahrung gesammelt haben und sich mit der Logistik bestens auskennen, war somit nicht nur für uns eine neue und wertvolle Erfahrung, auch die Vertreter der Bundeswehr und der Feuerwehr konnten sich überzeugen, dass wir Funkamateure eine weitere Möglichkeit darstellen, Lagen zu erkunden und eine Verbindung herzustellen.

Die Einsätze der mobilen Stationen führte sie nach Scharnebeck, Bleckede, Neu Darchau sowie über die Elbe bis nach Stapel und Pommerau und zur Leitstelle der Feuerwehr nach Zeetze. In Zeetze koordinierte die Feuerwehr ihre Einsätze östlich der Elbe per Funk mit allen beteiligten Wehren im Landkreis Lüneburg. Während die Funker der Feuerwehr ihre Einsätze koordinierten, konnten die Funkamateure parallel ihre Einsätze abarbeiten.

 

Für unseren Einsatz hatte die Leitstelle in Lüneburg auch ein Notstromaggregat bereitgestellt, um einen Stromausfall auch über einige Stunden hinweg überbrücken zu können. Die gute Vorbereitung zahlte sich aus. Denn es kam wie es kommen sollte: Das Lagezentrum meldete plötzlich Stromausfall. Eine erwartete Rückmeldung an die Bundeswehr fiel damit zunächst aus, denn wir mussten nach dieser Meldung sofort den Strom abschalten und die Notstromversorgung starten. In der Zeit bis das Notstromaggregat lief, wurde die Verbindung zur Leitstelle per Handfunkgerät und das notstromversorgte 70cm Relais sichergestellt.

Da wir die Kabeltrommeln schon zu Beginn der Übung verlegt hatten, brauchten wir nur noch die Netzteile der Funkgeräte und PCs anschließen und das Notstromaggregat starten. So waren wir innerhalb kürzester Zeit (ca. 10min) wieder mit Strom versorgt und die Funkverbindung wurde  wieder auf der gewohnten Direktfrequenz hergestellt. Auch dieses Hindernis haben wir erfolgreich gemeistert.Katastropheneinsatzteam KVK und OV E05

Diese Übung wurde um 16.00 Uhr bis zum nächsten Morgen 08:00 Uhr unterbrochen. So konnten alle Beteiligten sich für den nächsten Tag vorbereiten und den Tag Revue passieren lassen.

 

Am Ende der Übung am 23.10. besuchte die Besatzung des KVK die Funkamateure in ihrer Clubstation und Leitstelle. Bei diesem Besuch wurden wir von allen Einsatzkräften für unsere Einsatzfähigkeit, Flexibilität, unsere hohen Professionalität und unserer technischen Kenntnisse gelobt, um in Notsituationen schnell und sicher Meldungen abgeben und vor allem Kommunikationsbereitschaft herstellen zu können.

Zum Dank und als Anerkennung unserer hervorragenden Leistung erhielten wir eine kleine Auszeichnung vom Leiter des KVK Herrn Oberstleutnant Jäkel überreicht.

 

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Tom (DG2TS) für Herstellung der Kontakte zum Katastrophenschutz, der Feuerwehr und dem KVK der Bundeswehr, bei Werner (DC9DW) für das außerordentliche Engagement für die gute Vorbereitung und Organisation der Funkamateure, bei Manfred (DB2MM), Kurt (DF6HZ) die zusammen mit Werner die einzelnen Funkstationen souverän koordinierten und auf Rückfragen schnell reagierten sowie Jürgen (DG1HJB), der wenn er keinen Einsatz bekam die Führung der Lagekarte übernahm.

 

Teilnehmer der Notfunkübung am 21. bis 23.10.2016:

DC9DW, DB6MM, DF6HZ und DG1HJB (Leitstellenbetreuung)

Mobile Einsatzstationen:

DO5OV, DO3WBL, DL6HBX, DO3AS, DO3FRR, DG5XJ, DG7AS (H39), DH2IF (E33)

DG2TS und DO7NN waren beim KVK im Einsatz

Nicht zuletzt bei Gisela, die die Einsatzstelle unterstützte und für das leibliche Wohl sorgte.

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